|
Dieser Leserbrief wurde wortwörtlich in der Badischen Zeitung unter dem Titel „Eine Schachtel mit (Sattel-) Dach" veröffentlicht.
Leserbrief zu Rheinhausens Bürgerhausneubau - Das Dach Jedes Kind weiß genau, wie ein Haus aussieht: ein irgendwie rechteckiger Kasten und darüber ein (Sattel-)Dach. Das hat ja auch Sinn in unserer Region: Der Regen läuft gut ab, Schnee kann es in Winter ganz gut tragen, wenn er zu viel wird, rutscht der sogar herunter. Im Sommer schützt das Dach vor zu viel Hitze im "Kasten" darunter. Ein Überstand hilft, die Sonne im Sommer von den Fenstern abzuhalten, die tief stehende Wintersonne kann ungehindert in die Fenster fallen. Da gab es einen Wettbewerb über zukunftsweisende Architektur im Landkreis, gut dokumentiert von der Badischen Zeitung: immer wieder wurden besondere Beispiele abgebildet. Schon damals fiel mir auf: Den Architekten fällt nichts anderes mehr ein als Schuhkartons. Jetzt hat die Gemeinde Rheinhausen ihr neues Bürgerhaus ein ganzes Wochenende lang eingeweiht. Auch hier der Eindruck von außen: Schuhschachtel. Innen mag es ja ganz schön aussehen, aber von außen: phantasielos. Und das ausgerechnet in einer Gemeinde, die ihre liebe Not mit Flachdächern schon hinter sich hat: mindestens zwei mal musste das Flachdach der Schule saniert werden, was die Finanzen der Gemeinde jedes Mal überaus belastet hat und mögliche andere Investitionen verhindert hat. Aus Erfahrung klug? Aber vielleicht nur ein Vorgriff auf die Klimaerwärmung, die uns in Kürze wohl Mittelmeerklima bescheren wird. Seltsam: warum nur benutzten die Römer schon die berühmten Ziegel Mönch und Nonne? Und warum baut man in Italien immer noch Dächer?
Bernhard Rawer, Ettenheim
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Badische Zeitung am 28.04.2011 Seite 24 BÜRGERHAUS Flachdächer Resultat einer neuen Sachlichkeit Zum Leserbrief „Eine Schachtel mit (Sattel-) Dach" von Bernhard Rawer (BZ vom 19. April) erreichte uns diese Zuschrift: Diesem Leserbrief kann man nur zustimmen. Ergänzend sei darauf hingewiesen, dass das furchtbare Unglück in Bad Reichenhall vor einigen Jahren, beim Einsturz der Decke der Eissporthalle, nicht passiert wäre, wenn sich über der Hallendecke ein für die Alpenländer typisches Satteldach von zirka 35 Grad Dachneigung befunden hätte. Die früheren Baumeister und -herren haben sich schließlich auch schon etwas dabei gedacht, als sie ihre Häuser und Gebäude mit solchen Satteldächern und nicht mit Flachdächern ausgestattet haben. Diese Flachdachbauten gehen zurück auf die in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts entstandene „Bauhaus "-Architektur unter Professor Walter Gropius. Man wollte die Gebäude von allem, wie man meinte, unnötigem Zierrat befreien, der noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts sowohl an Privathäusern, als auch an öffentlichen Gebäuden (Schulen, Turnhallen, Behördengebäuden usw.) üblich war, die in der so genannten „Gründerzeit" gebaut worden waren. Stattdessen wurden große Fenster konstruiert, um „Licht, Luft und Sonne" ungehindert einzulassen. Man nannte das „Die neue Sachlichkeit". Offenbar hat man auch damals Giebel und Dächer als nicht mehr notwendig erachtet, wohl aus Kostengründen. Ein mit den üblichen Materialien gedecktes Steildach überdauert wohl mindestens 50 Jahre, während bei einem Flachdach meistens schon innerhalb der ersten 10 Jahre Reparaturen anfallen. Die Eissporthalle in Bad Reichenhall könnte heute noch stehen, und die Menschen, die durch den Einsturz des Daches ums Leben gekommen sind, könnten heute noch leben, wenn die Halle ein anständiges Steil- und kein Flachdach gehabt hätte. Brigitta Meyer, Kenzingen
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Übrigens: Die deutsche Antwort auf die Pisa-Studie: Studiengebühren!! |