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Bernhards Mail an das Blatt

"Unabhängige Nachrichten"

E-Mail an die Macher der "UN unabhängige Nachrichten"

Unabhängig?

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

Sie haben mir einige Exemplare Ihrer Nachrichten zugesandt. Danke dafür.

 

Sie nennen Ihre Rundbriefe „unabhängige Nachrichten“ und verwahren sich dagegen, dass man Sie dem rechten Rand zuordnet. Ich gehe nun einmal auf Beiträge ein, die Sie mir zugeschickt haben, u. a. in UN 6/2005, Sudetenland… Teil II von Lutz Forster:

 

Auf Seite 6 heißt es da: „…“Prag möge die von mehr als 50% von Deutschen bewohnte Gebiete… abtreten. … Bemerkenswert ist, dass Deutschland in diesem Stadium nicht in Erscheinung tritt“ Dies widerlegt eindeutig die Propagandalüge vom << Zwang Hitlers>>!“

Das angeführte Zitat stammt laut Ihrer Quellenangabe aus der „Sudetendeutschen Geschichte“ eines Emil Franzel. Nun sind solche Geschichtsbücher nicht unbedingt objektiv. Dass sie aber eine „Propagandalüge“ widerlegen könnten, ist Unsinn.

 

Zu Lidice (Spalte 2): Sie schreiben: „…wurden die verbliebenen 199 Männer als Partisanen erschossen. Auch dieses im Krieg auf beiden Seiten übliche Vorgehen dient heute noch als Vorwand, um den Völkermord an den Sudetendeutschen zu rechtfertigen.“

Mord bleibt Mord, und wenn er als „Vergeltung“ ausgeübt wird! Dass dies „üblich“ war, stimmt einfach nicht: Wenn ich diktatorische (UdSSR, Italien, Deutschland) oder absolutistische Staaten (Japan) ausnehme, für die Völkerrecht Makulatur ist, ist eine solche „Übung“ nirgends, schon gar nicht in diesem Ausmaß irgendwo im 2. Weltkrieg belegbar! Sie verharmlosen oder rechtfertigen hier Mord!

 

Nachdem Sie sich in der 1. Spalte der Seite 7 über den Wert des nach dem Krieg den Sudetendeutschen „geraubten“ deutschen Vermögens auslassen, schreiben Sie: „Es wäre interessant, den heutigen Wert des Raubgutes zu ermitteln, er muss in die zig Milliarden gehen“

Das ist unseriös: erstens: die Ermittlung eines Reichsmark-Wertes ist keine Hexenwerk, zweitens: „zig Milliarden“ ist ein tendenziöser Ausdruck, zumal in dem Artikel suggeriert wird, es wären noch andere Werte vorhanden gewesen, als die errechneten 19,44 Milliarden US-$.

 

Weiter in Spalte 7: „Kollektivstrafen.. diese wurden nach dem Kriege fast überall von den Siegern angewandt“. Mir den obigen Ausnahmen: wo bleiben die Beweise?

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Weiter heiß es bei Ihnen: Artikel 8 der Genfer Konvention… beinhaltet u. a.: Verbot des Verzichts auf die durch das Abkommen gewährten Rechte… d.h. jeder Gebietsverzicht…“ Dies ist schlicht falsch und Unsinn: der Artikel lautet:

 

„Art. 8

Das vorliegende Abkommen ist unter der Mitwirkung und Aufsicht der Schutzmächte anzuwenden, die mit der Wahrnehmung der Interessen der am Konflikt beteiligten Parteien betraut sind. Zu diesem Zwecke können die Schutzmächte neben ihren diplomatischen oder konsularischen Vertretern Delegierte unter ihren eigenen Staatsangehörigen oder unter Staatsangehörigen anderer neutraler Mächte bezeichnen. Diese Delegierten müssen von der Macht genehmigt werden, bei der sie ihre Mission auszuführen haben.

Die am Konflikt beteiligten Parteien sollen die Aufgabe der Vertreter oder Delegierten der Schutzmächte in größtmöglichem Masse erleichtern.

Die Vertreter oder Delegierten der Schutzmächte dürfen keinesfalls die Grenzen ihrer Aufgabe, wie sie aus dem vorliegenden Abkommen hervorgeht, überschreiten; insbesondere haben sie die zwingenden Sicherheitsbedürfnisse des Staates, in dem sie ihre Aufgabe durchführen, zu berücksichtigen.“

 

Es gibt das nirgendwo in der Welt, dass ein Staat nicht auf ihm gehörende Gebiete verzichten könnte: Wie wäre z.B. ohne einen solchen Verzicht ein Geländetausch möglich, wie er oft vorgekommen ist? Also: Unsinn.

 

Schließlich: Auf Seite 8 oben links wird unterstellt, dass die sudetendeutschen Gebiete den Sudetendeutschen zuständen, die über eine Abtretung nie befragt wurden.

Mal ganz ehrlich: meinten Sie das durch Hitlers Annexion des Sudetenlandes entstandene „Recht“ der Sudetendeutschen? Oder meinen Sie, man müsse die geschichtliche Entwicklung über die Zwiste zwischen Preußen und Österreich, die letztendlich nach dem 1. Weltkrieg zur Zerschlagung der Doppelmonarchie geführt haben, nachträglich umdrehen?

 

Um aber auch auf andere Dinge einzugehen: Die angeblichen „Stimmen“ zur EU-Verfassung:

TED-Umfragen und ähnliche Demoskopische Erhebungen haben absolut keine Beweiskraft. Wenn sich da also fast 400.000 Anrufer gegen die EU-Verfassung ausgesprochen haben, so ist das schlicht unerheblich.

Wesentlich aber ist Ihre Fehlinterpretation des französischen „Nein“ zur EU-Verfassung: Die Franzosen haben „Non“ gesagt, weil der Inhalt des Verfassungstextes keine Verfassung war, und weil er derzeitige Zustände an der Macht innerhalb der EU verfestigen wollte. Ich habe diese innerfranzösische Diskussion sehr genau verfolgt und identifiziere mich mit diesem Widerstand. Hier etwas anderes hinein zu interpretieren (was nicht nur Sie tun, sondern auch offizielle Stellen) ist infam und bewusste Unterstellung.

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In Ihrem „Liebe Leser, ganz privat“ (UN 4/2007, Seite 11) sagen Sie, dass

„… die Ursachen des II. Weltkrieges  nicht bei Deutschland oder Hitler zu finden sind“.

Es tut mir leid, das ist schlicht Geschichtsfälschung: Die Planung dieses Krieges war ausschließlich Sache des deutschen Generalität im Auftrage von Hitler, der Angriff auf Polen als „Vergeltung“ rein inszeniert, es gab zu dieser Zeit keine „Alliierten“: es gab lediglich Beistandsverpflichtungen Frankreichs und Englands gegenüber Polen, Amerika war zu Kriegsbeginn noch neutral.

 

Auch Ihre Behauptung, „dass die deutschen Soldaten … sicherlich nicht mehr Verbrechen begangen haben, als die alliierten Kriegsgegner“ ist ungeheuerlich! Entsprechende Unterlagen wurden vom deutschen militärgeschichtlichen Forschungsamt, das früher in Freiburg beheimatet war, eindeutig belegt. Auch Ihre Behauptung, deutsche Soldaten hätte lediglich ihre Familien in der Heimat verteidigen wollen, ist durch genügend Beweismaterial über die Verstrickung von deutschen Einheiten in den Völkermord widerlegt (Siehe Fall Filbinger).

 

Aber wenn man nicht fähig ist die deutsche Schuld einzugestehen, ist man auch nicht fähig, die heutige Welt zu akzeptieren.

 

Ich empfinde mein Deutsch-Sein als lebenslange schwere Last, die mich daran hindert, auf Deutschland stolz zu sein. Wenn ich feststellen musste, wie in der Bundesrepublik nach dem Kriege unter Adenauer die alte Ordnung wiederhergestellt wurde, wie in der Nachkriegszeit die Geschichte des 2. Weltkrieges umgedeutet, verharmlost, verschwiegen wurde, dann habe ich Probleme, die Sichtweise auch meiner Eltern zu akzeptieren.

Ihre Sichtweise will ich nicht akzeptieren!

Bernhard Rawer

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